Das Fest der Verklärung des Herrn wird am 19. August (6. August nach altem Kalender) gefeiert.
Das Fest der Verklärung des Herrn fällt fast in die Mitte der Fastenzeit vor Mariä Entschlafung. Das Geschehen, dessen an diesem Tag gedacht wird, wird von drei Evangelisten beschrieben.
Als sich Jesus mit Seinen Jüngern in Cäsarea Philippi befand, nahm Er drei von ihnen – Petrus, Jakobus und Johannes – und stieg mit ihnen auf einen Berg. Danach verließ Er sie und ging etwas höher, um allein zu beten. Es war Nacht; Jesus liebte es gewöhnlich, nachts zu beten.
Während des Gebetes wurde Er verklärt. Es geschah etwas, was sich nicht mit der irdischen, menschlichen Gestalt des Meisters vereinbaren ließ: aus Ihm erstrahlte Seine göttliche Natur. Als die Jünger vom Schlaf erwachten, sahen sie plötzlich ihren Lehrer Jesus Christus in Herrlichkeit, Sein Gewand war weiß wie Schnee, und Sein Gesicht war verklärt. Er sprach mit zwei Propheten – Mose und Elija. Der erste war schon lange gestorben, aber der zweite hatte den Tod noch nicht erfahren, da er lebendig in den Himmel aufgenommen worden war. Der erste war ein überragender Prophet, dem Gott die ersten Gebote Seines Gesetzes gegeben hatte, und der zweite soll, da er seinen irdischen Weg noch nicht vollendet hat, vor der Wiederkehr Christi wiederkehren und den Antichrist entlarven.
Das Gespräch wurde vor den Augen der Jünger fortgesetzt, wahrscheinlich nicht sehr lange, aber was mit ihnen geschehen war, war eine gnadenvolle Erleuchtung. Als Mose und Elija sich anschickten, von Christus zu scheiden, sagte Sein eifrigster Jünger Petrus: “Es ist gut, dass wir hier sind”, d. h. wie gut ist es, diese Gnade zu erfahren. “Lass uns hier drei Hütten bauen: eine für Dich, eine für Mose und die dritte für Elija.” Der Apostel wusste nicht, dass er um etwas Unmögliches bat.
Plötzlich fiel auf sie der Schatten einer ungewöhnlichen Wolke, und sie erschraken, als sie diese Wolke bedeckte. “Das ist mein geliebter Sohn; auf Ihn sollt ihr hören”, ertönte eine Stimme. Und als sie verstummte, verschwand die Erscheinung, und Jesus blieb bei Seinen Jüngern in Seiner gewohnten Gestalt zurück.
Diese Begebenheit aus dem Evangelium liegt dem Fest zugrunde. Christi Verklärung ist das Fest Seiner göttlichen Herrlichkeit. Der Herr schenkt den Menschen die wahre Gotteserkenntnis, in der Er sich ihnen als Gnadenlicht offenbart, das den Menschen die Erfahrung großer Freude schenkt.
An diesem Festtag sind die Gewänder der Geistlichen und der Schmuck der ganzen Kirche weiß, in Erinnerung an die Farbe des Gewandes des verklärten Erlösers.
Da sich die Verklärung auf dem Berg Tabor ereignete, heißt das Licht, das die Jünger gesehen haben, auch „Taborlicht“. Es ist das ungeschaffene Licht Gottes selbst. Der heilige Metropolit Gregor Palamas schrieb im XIII. Jahrhundert, dass dieses ungeschaffene Licht vom Menschen aufgenommen werden kann, ihm zugänglich ist. Die Möglichkeit der Erkenntnis Gottes in diesem Licht ist für uns eine Offenbarung und Anlass der großen Freude an diesem Fest.
Troparion, 7. Ton:
Du wurdest verklärt auf dem Berge, Christus, Gott, und zeigtest Deinen Jüngern Deine Herrlichkeit, soweit sie es vermochten. Lass auch uns Sündern Dein ewiges Licht erstrahlen, durch die Fürbitten der Gottesgebärerin. Lichtspender, Ehre sei Dir!
Kontakion, 7. Ton:
Auf dem Berge wurdest Du verklärt, und Deine Jünger sahen Deine Herrlichkeit, Christus, o Gott, soweit sie es vermochten: auf dass sie, wenn sie Dich gekreuzigt sähen, das freiwillige Leiden verstehen könnten und der Welt verkünden, dass Du in Wahrheit des Vaters Abglanz bist.
In diesem Kontakion wird die freiwillige Annahme des Leidens und Todes durch Jesus Christus verherrlicht. Nachdem die Jünger die Herrlichkeit Seiner göttlichen Natur gesehen hatten, konnten sie da noch zweifeln, ob Jesus mit Hilfe der himmlischen Heerscharen und der himmlischen Glorie alle Plagen dieser Welt, alle Seine Feinde besiegen könne? Aber Sein freiwilliges Leiden und der freiwillige Tod um des Heiles der Welt willen waren das Hauptziel Seines Kommens auf die Erde.
Das Fest der Verklärung Christi heißt im Volk auch noch „Erlöser“ (slaw. спасъ). An diesem Festtag ist gemäß den kirchlichen Regeln die Weihe der ersten Weintraubenernte vorgeschrieben, aus welcher der liturgische Wein hergestellt wird. In Russland werden statt der Weintrauben Äpfel, Pflaumen und Birnen geweiht, d. h. alles, was zu dieser Zeit reif ist. Die Gläubigen bringen dieses Obst oft in schönen Gefäßen, die mit gestickten Handtüchern oder Servietten geschmückt sind. Einen Teil der Früchte lässt man als Opfer in der Kirche: ein Teil davon wird den Geistlichen gegeben, das übrige wird an Arme, Gefangene, Invaliden und Waisenkinder in Internaten oder Kinderheimen verteilt. Die Obstweihe ist ein charakteristischer Bestandteil des Festes der Verklärung Christi, des “Apfel-Erlösers”. Menschen, die nach der kirchlichen Tradition leben, essen vor diesem Tag keine Äpfel.